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Auch in der Corona-Krise: Suchtberatungsstelle Plettenberg bietet weiter Hilfen an

16.4.2020

Sabine Schneider und Frank Horstmann von der Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes in Plettenberg bieten auch in der Corona-Krise weiter Hilfen für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen an (Foto: DW)
Sabine Schneider und Frank Horstmann von der Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes in Plettenberg bieten auch in der Corona-Krise weiter Hilfen für suchtgefährdete und suchtkranke Menschen an (Foto: DW)

PLETTENBERG + Wird in der Corona-Krise mit geschlossener Gastronomie, Kontaktsperre, Home-Office, mit ausgesetzter Fußball-Bundesliga und fehlenden Freizeitangeboten außerhalb der eigenen vier Wände mehr Alkohol getrunken? Statistiken dazu gibt es (noch) nicht, wohl aber Vermutungen: „Wegen der Corona-Pandemie leben wir derzeit in einem Ausnahmezustand, in einer Art Entfremdung“, sagt Frank Horstmann, Suchtberater/-therapeut der Suchtberatungsstelle Plettenberg, „es begleitet uns nicht nur die Sorge, selbst an Covid-19 zu erkranken, sondern auch die politischen, volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Reaktionen darauf machen Angst“.

 

Immer mehr Betriebe stellen auf Kurzarbeit um, es droht vielerorts sogar Insolvenz und Schließung. Aber nicht nur drohende Arbeitslosigkeit setzt den Menschen jetzt zu, sondern auch Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit angesichts der Krise. Die politisch verordnete Kontaktsperre, die medial gerne mit dem Slogan #stayathome als gesellschaftlicher Challenge vermarktet wird, macht viele ohnehin schon einsame Menschen noch einsamer. Wenn der Kegelabend auf unbestimmte Zeit ausfällt, Kino- und Konzertbesuche nicht möglich sind, der Grillabend mit Freunden nicht stattfinden kann, bleiben viele Menschen derzeit nicht nur mit ihrem Home-Office, sondern auch mit ihren Ängsten und Sorgen alleine zu Hause.

 

Und nicht selten machen die gegenwärtigen Umstände aggressiv. Wenn die gesamte Familie den ganzen Tag in der kleinen Wohnung festsitzt, die Kinder nicht in die Kita oder zur Schule dürfen und es an kreativen Ideen fehlt, wie diese Zeit sinnvoll gestaltet werden kann, kommt es nicht selten zu häuslicher Gewalt. „Hier spielt oft die enthemmende Wirkung von Drogen und Alkohol eine Rolle“, berichtet Sabine Schneider, seit über 30 Jahren als Suchtberaterin/-therapeutin für das Diakonische Werk tätig. „Zur Sucht neigende oder suchtkranke Menschen haben ohnehin nur eine geringe Frustrationstoleranz, sind weniger belastbar und schneller überfordert“, erklärt Schneider weiter, „und wenn sie mit ihrem Latein am Ende sind oder sich in die Enge getrieben fühlen, kann es schon mal laut oder gar handgreiflich werden“.

 

Gerade jetzt tut Hilfe in vielerlei Hinsicht Not. Doch gerade jetzt können viele Hilfsangebote nicht in gewohnter Weise angeboten und genutzt werden. Besonders für suchtkranke Menschen, aber auch für ihre Angehörigen, ist das persönliche Gespräch eine wichtige Hilfe. „Leider finden Selbsthilfegruppen derzeit nicht statt, auch wir müssen sämtliche Therapie- und Nachsorgegruppen im Zuge der Corona-Krise zur Zeit ausfallen lassen“, erläutert Horstmann, „und auch der persönliche Kontakt in Form von Einzelgesprächen und offenen Sprechstunden vis-à-vis haben wir aus Infektionsgründen einschränken müssen, stehen aber telefonisch zur Verfügung“.

 

Das Team der Suchtberatungsstelle hilft wie gewohnt allen suchtgefährdeten und suchtkranken Menschen sowie deren Angehörigen: „Wir beraten in Fragen der Sucht und dem Umgang damit“, sagt Schneider, „mal trösten wir, mal machen wir hinsichtlich der Bewältigung der Sucht Mut, aber vor allen Dingen zeigen wir Wege auf, wie man diese Krankheit überwinden kann“. Die Suchtberatungsstelle  vermittelt in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Hausärzten/Hausärztinnen in Entgiftungen, beantragt und vermittelt Therapien, bietet zudem selbst in der Bahnhofstraße ambulante Rehabilitation und Nachsorge an. In Zeiten der akuten Corona-Krise bitten wir zunächst um eine telefonische Kontaktaufnahme, bei geschalteter Mailbox bitte unbedingt eine Nachricht hinterlassen, ein/e professioneller Suchttherapeut/in ruft schnellstmöglich zurück. Wir sind bemüht, unsere Angebote kurzfristig an die jeweils aktuellen Begebenheiten anzupassen und hoffen, dass wir bald wieder uneingeschränkt für alle Hilfebedürftigen da sein können.

 

Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes

Telefon: 02391 / 9540-20

E-Mail: sekretariat-sbst@diakonie-luedenscheid-plettenberg.de

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