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Freiwilligenzentrale sucht weitere Ausbildungspaten

22.8.2018

 

Silke Corswandt sucht zusätzliche Ausbildungspaten.

Plettenberg. Die Ausbildungspaten der Freiwilligenzentrale des Diakonischen Werkes in Plettenberg haben schon vielen jungen Leuten beim Weg in eine Ausbildung geholfen. Dank einer Spende der Vereinigten Sparkasse kann das Projekt weitere Schüler aufnehmen. Jetzt sucht Silke Corswandt, Koordinatorin zusätzliche Ausbildungspaten, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren möchten, um Jugendliche auf ihrem Weg in das Berufsleben zu unterstützen. In einem Interview erläutert sie, worum es geht.

Wie funktionieren die Ausbildungspaten als Brücke zwischen den Generationen?

Das Projekt bildet die Brücke zwischen den Generationen und bringt lebenserfahrene Ausbildungspaten und Jugendliche zusammen. Dabei lernen beide Generationen voneinander: Die Jugendlichen erhalten Unterstützung auf dem Weg in den Beruf und, je nach Entwicklung der Beziehung im Tandem, unter Umständen auch bei privaten Schwierigkeiten. Die Paten erhalten Einblicke in die Welt der heutigen Jugendlichen, ihre Sichtweise, ihre Tagesstruktur und unter Umständen auch ihre Familien.

Sollten es zwangsläufig Ältere sein, die diese Aufgabe übernehmen?

Willkommen sind alle Altersgruppen, das Alter ist nicht entscheidend. Für das Team ist eine gute Altersmischung von Vorteil wegen der unterschiedlichen Erfahrungen. Zudem gehen manche Schüler leichter „jüngere“ Ausbildungspaten zu.

Welche Fähigkeiten sollten die Paten mitbringen?

Wichtig ist eine positive Grundeinstellung dem Jugendlichen gegenüber sowie das aufrichtige Interesse an dem Schüler und seiner Erlebniswelt. Feingefühl, Empathie und aufmerksames Zuhören helfen, auch mal Botschaften „zwischen den Zeilen“ mitzubekommen. Geduld und ein gewisses Maß an Verständnis braucht man, wenn man zum x-ten Mal auf seinen Schüler zugehen muss, weil er gerade in einer Null-Bock-Phase steckt oder mit anderen Dingen beschäftigt ist. Und es hilft, sich zu erinnern, wie man selbst als Jugendlicher war, wie der eigene Weg zum Beruf verlaufen ist, was einem damals geholfen hätte und was man es sich in der Zeit vielleicht anders gewünscht hätte.

Der Pate muss sich fachlich nicht in den Berufen auskennen, für die sich sein Schüler interessiert. Bei Bedarf kann man dazu im Internet recherchieren. Wichtig ist die langjährige Erfahrung in der allgemeinen Berufswelt sowie die eigenen Kontakte. Gut ist es auch, wenn die Paten die Erwartungen von Arbeitgebern realistisch einschätzen können.

Wie läuft die Patenschaft praktisch ab? Werden die Schüler zugeordnet? Suchen sich die Paten ihre Schützlinge aus?

Das erste Kennenlernen läuft als Speeddating ab. Im Anschluss können sowohl die Schüler als auch die Paten notieren, mit wem sie sich die Zusammenarbeit gut vorstellen können.

Was passiert, wenn Schüler oder deren Eltern aus der Patenschaft aussteigen wollen?

Wenn kein Interesse mehr an der Unterstützung durch das Projekt besteht, wird das Tandem aufgelöst und ein weiterer Schüler kann in das Projekt nachrücken, vorausgesetzt, er und der frei gewordenen Ausbildungspate passen zusammen.

Wie groß ist zurzeit der Kreis der aktiven Paten?

Zurzeit sind acht Paten aktiv, vier von ihnen auf dem KBOP (Kompetenzzentrum Berufsorientierung Plettenberg, im Schulzentrum Böddinghausen. Das KBOP umfasst die Klassen 9 und 10 der Zeppelinschule, welche mit den Klassen 5 – 8 in der Zeppelinstraße sitzt). Sechs weitere Patenschaften können den „neuen“ Schülern aus der kommenden Klasse 8 der Zeppelinschule angeboten werden, weil zwei Paten zusätzlich zu ihrem bestehenden Tandem einen zweiten Schüler unterstützen möchten.

Mit wieviel Schülerinnen und Schülern rechnen Sie für das nächste Schuljahr?

Wie viele Schüler einen Paten an die Seite gestellt bekommen können, hängt von der Anzahl der zur Verfügung stehenden Paten ab. Bisher können wir sechs Patenschaften anbieten. Sollten die Lehrer mehr Bedarf sehen, wird nach Dringlichkeit ausgewählt. Weitere Schüler können in das Projekt nachrücken, wenn sich zusätzliche Paten im Projekt engagieren.

Wie stimmen sich die Paten mit den Lehrern ab?

Das Tandem beginnt mit einem sogenannten Startgespräch. Daran nehmen der Schüler, der Pate, die Klassenleitung des Schülers und ich als Projektkoordinatorin teil. Im Startgespräch werden grundsätzliche Dinge abgesprochen, unter anderem auch, was in den nächsten Monaten in Sachen Berufsorientierung zu tun ist. Wenn sich Schüler und Pate etwas kennengelernt haben, sollte der Pate ein Gespräch mit der Klassenleitung suchen, um seine Unterstützung zu optimieren.

Erklären Sie bitte kurz den Unterschied zwischen Patenschaft und Nachhilfeunterricht.

Der Pate hilft vor allem mit seiner Berufserfahrung, aber nicht unbedingt fachlich. Es geht darum, bei den Aufgaben zu unterstützen, die auf dem Weg in das Berufsleben bewältigt werden müssen, also z. B. das Finden eines Praktikumsplatzes, das Erstellen von Bewerbungsunterlagen, das Einüben eines Bewerbungsgespräches oder vielleicht auch mal die persönliche Begleitung zum Vorstellungsgespräch, aber nur als moralische Unterstützung.

Sollte Nachhilfe notwendig sein, kann der Pate seinen Schüler aber motivieren diese in Anspruch zu nehmen und dabei helfen, eine geeignete Nachhilfe zu finden.

Können sie eine Erfolgsbilanz ziehen?

Zur Arbeit der Tandems gibt es sichtbare Erfolge, wenn sich   Noten verbessern, weil der A-Pate seinen Schüler motivieren konnte, an seinen Noten zu arbeiten oder wenn der Schüler mit Unterstützung des Paten einen Praktikumsplatz gefunden hat. Beobachtbare Erfolge gibt es z. B. wenn Schüler zunehmend selbstständig werden, selbstbewusster auftreten, sich persönlich weiterentwickeln oder mit einem besseren Gefühl zur Schule gehen. Ein Erfolg ist es auch, wenn sich ein Tandem auflöst, weil der Schüler aufgrund seiner Selbstständigkeit keine Hilfe mehr benötigt und alleine seinen Weg gehen kann.

Aber natürlich gibt es auch immer wieder Tandems, die keinen Bestand haben, weil der Schüler z. B. nicht mehr motiviert ist oder andere Schwierigkeiten zu dominant sind.

Wie bewertet die Schule die Patenschaften?

Die Lehrer, die die Schüler für das Projekt aussuchen, sind froh über diese Art der Unterstützung. Sie ermöglicht eine Art der individuellen Förderung, die die Schule sonst nicht leisten könnte.

Und zum Schluss bitte noch eine schöne Erfolgsstory.

Ein langjähriges Tandem hat über vier Jahre viele Höhen und Tiefen gemeinsam durchlebt und dazu geführt, dass die Schülerin immer selbstständiger geworden ist. Zudem hat sie sich von mehreren 5-en runtergearbeitet und ihren Hauptschulabschluss geschafft. Das wäre ohne die A-Patin vermutlich nicht möglich gewesen.

In einem anderen Tandem wurde ein Schüler, der wegen Sprachbarrieren extrem introvertiert war und sehr wenig sprach, mit der Zeit offener und hat mit Hilfe des Paten angefangen, im Verein Fußball zu spielen. Das hat nichts mit seinem Weg in den Beruf zu tun, stärkt aber die gesamte Persönlichkeit des Schülers und hilft ihm damit ganz grundlegend.

Wer Ausbildungspate werden oder sich über diese ehrenamtliche Arbeit informieren möchte, kann sich ab 27. August beim Diakonischen Werk Lüdenscheid-Plettenberg, Freiwilligenzentrale, Silke Corswandt, Telefon 02391 954030 oder unter

freiwilligenzentrale@diakonie-plbg.de

melden.

 

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