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Zehn Jahre Ambulante Rehabilitation suchtkranker Menschen

20.7.2018

Blicken auf zehn Jahre Ambulante Rehabilitation suchtkranker Menschen zurück: Lothar Buddinger, Stefan Tertel, Heidrun Schulz-Rabenschlag, Iris Jänicke, Volker Holländer und Klaus Ebbing, Foto: Ulla Erkens /Märkischer Kreis

Märkischer Kreis. (pmk) Dank der landesweit einmaligen Kooperation kirchlicher und kommunaler Suchtberatungsstellen gibt es im Märkischen Kreis seit zehn Jahren ein niedrigschwelliges Angebot zur „Ambulanten Rehabilitation suchtkranker Menschen“ (ARS MK).

"Alleine hätte ein solches Angebot keiner der Träger finanzieren können", sagt Lothar Buddinger, Fachdienstleiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes und der Betreuungsstelle des Märkischen Kreises.

Die Initiative zur Schaffung einer wohnortnahen, ambulanten Rehabilitation von Drogen-, Alkohol- oder Tablettenabhängigen im Märkischen Kreis ging von Stefan Tertel, Geschäftsführer der Anonymen Drogenberatung, aus. Mit Unterstützung des Märkischen Kreises konnten auch das Diakonische Werk Lüdenscheid-Plettenberg, die Diakonie Mark-Ruhr, der Katholische Verein für soziale Dienste Menden und der Caritasverband Iserlohn-Menden mit ins Boot geholt werden.

Durch den Zusammenschluss der Suchtberatungsstellen entstand mit Anerkennung der Deutschen Rentenversicherung ein flächendeckendes Angebot mit drei ambulanten Rehabilitationsgruppen sowie fünf Nachsorgegruppen. Im Jahr werden etwa 40 Patienten in der ambulanten Rehabilitation und 80 in der Nachsorge therapiert.

Nur ein differenzierte System kann helfen

"Nur ein differenziertes Hilfesystem ermöglicht es Abhängigkeitskranken, aus der Sucht auszusteigen", erklärt Stefan Tertel von der Drobs. Je nach Schwere der Erkrankung und Rückfallgefahr kann es notwendig sein, Suchtkranke zunächst aus ihrem sozialen Umfeld zu holen und sie drei Monate stationär in einer Klinik außerhalb des Märkischen Kreises zu stabilisieren. Das ist beispielsweise auch bei Drogensüchtigen der Fall, die unter dem Beschaffungsdruck in ein kriminelles Milieu abgerutscht sind. Wichtig ist es aber, danach auch ein Nachsorgeangebot in der Nähe des Wohnorts zu haben, um die Erfolge auch auf Dauer zu erhalten oder nach Rückschlägen erneut zum Durchhalten zu motivieren. In den Suchtberatungsstellen finden sich aber auch sozial gut integrierte Suchtkranke ein, für die eine ambulante Rehabilitation in Frage kommt. Viele möchten beispielsweise ihren Arbeitsplatz nicht durch einen monatelangen Klinikaufenthalt gefährden. Voraussetzung ist natürlich, dass sie abstinent und zu einer aktiven und regelmäßigen Mitarbeit bereit und fähig sind. "In den letzten Jahren sind die Übergänge zwischen stationärer, tagesklinischer und ambulanter Rehabilitation einfacher geworden. Ziel ist es, Suchtkranke durch möglichst ineinander greifende Maßnahmen langfristig zu stabilisieren und Rückfälle zu vermeiden", sagt Lothar Buddinger, der die ärztliche Leitung des ARS MK übernommen hat.

Bevor eine ambulante, tagesklinische oder stationäre Rehabilitationsmaßnahme greifen kann, steht in der Regel eine auf die individuellen Bedürfnisse angepasste Beratung durch die Suchtberatungsstellen im Märkischen Kreis. Rund 3000 Klienten haben im letzten Jahr den Weg in die Suchtberatungsstellen gefunden, davon 1000 bei der Drobs. Insgesamt gibt es im Märkischen Kreis geschätzt rund 20.000 Menschen, die von Medikamenten, Alkohol oder illegalen Drogen abhängig sind.

Hilfe aus einer Hand

"Bei uns gibt es Hilfe aus einer Hand", macht Volker Holländer, Geschäftsführer der Diakonie Mark-Ruhr deutlich. Die Mitarbeiter*innen der Suchtberatungsstellen helfen den Patienten bei der Antragstellung und dem Genehmigungsverfahren der Deutsche Rentenversicherung. Auch die ambulante Rehabilitation wird von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beteiligten Beratungsstellen durchgeführt. Die Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagogen*innen haben dafür berufsbegleitend eine dreijährige Zusatzausbildung absolviert. Zu dem multiprofessionellen Team gehören auch zwei Ärzte, die jeweils die Aufnahme- und Entlassungsuntersuchungen machen, sowie ein Psychologe, der auf Anforderung bei den Gruppensitzungen dabei ist oder Einzelberatungen durchführt. "Natürlich sind alle Berater*innen und Therapeut*innen zur Verschwiegenheit verpflichtet", sagt Heidrun Schulz-Rabenschlag, Prokuristin der Diakonie Mark-Ruhr.

Iris Jänicke: Verzahnung von Unterstützungsangeboten

Einen großen Vorteil der Ambulanten Rehabilitation sieht Iris Jänicke, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Lüdenscheid-Plettenberg, in der engen Verzahnung mit anderen Unterstützungsangeboten wie Selbsthilfegruppen, Betreutes Wohnen, Motivationsgruppen aber auch Entspannungskurse und andere Gruppenaktivitäten. Bei Bedarf können Familienangehörige und das weitere soziale Umfeld in die Therapie mit einbezogen werden. Zunehmend werden auf Wunsch der Klienten auch gemeinsame Gespräche mit dem Arbeitgeber geführt und gemeinsame Vereinbarungen zur Wiedereingliederung oder zum Erhalt des Arbeitsplatzes getroffen. "Ziel aller Bemühungen ist es,  die Teilhabe am sozialen Leben wieder zu ermöglichen", fasst Klaus Ebbing, Geschäftsführer des Caritasverbands Iserlohn-Menden, zusammen.

Weitere Informationen zum Angebot des ARS MK sind und www.ars-mk.de erhältlich.

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