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Sozialpolitischer Abend im "Navi"
24.2.2025

Von Wolfgang Teipel
LÜDENSCHEID + Die AG Wohlfahrt, zu deren Trägern auch das Diakonische Werk im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg zählt, hat im Vorfeld der Bundestagswahl in Lüdenscheid erfolgreich ein neues Veranstaltungsformat getestet. Iris Jänicke, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes, und weitere Vertreter von MK-Wohlfahrtsverbänden sowie zahlreiche Gäste diskutierten mit Politikerinnen und Politikern Themen aus dem Bereich der Sozialpolitik.
Für Otto Ersching, Bundestagskandidat der Partei Die Linke aus Lüdenscheid, ist die Marschrichtung klar: „Schuldenbremse weg, Vermögensabgabe einführen“, sagt er. Dann sei genug Geld im System, um in Bildung („Vom Kindergarten bis zur Uni“) zu investieren und finanziell Benachteiligte nicht allein zu lassen.
Otto Ersching, Nezahat Baradari (SPD), Katrin Helling-Plahr (FDP), Ralf Schwarzkopf (CDU-MdL) und Matthias Koch (Die Grünen) waren der Einladung der AG Wohlfahrt MK und des Bündnisses für Demokratie ins Wohlfahrtszentrum „Navi“ gefolgt. Der Wunsch der Veranstalter, die Bundestagskandidatinnen und -kandidaten der im Bundestag vertretenen demokratischen Parteien an der Altenaer Straße zu versammeln, ging an diesem Abend nicht in Erfüllung. Krankheit, andere Termine, der CDU-Bundesparteitag in Berlin – einige Politikerinnen und Politiker waren verhindert.
Die Veranstaltung wurde für die Parteienvertreterinnen und -vertreter zu einer interessanten Erfahrung. Sie erlebten eine Art ‚Speeddating‘ an fünf Thementischen (Migration/Integration, Zukunftsinvestitionen, Arbeitsmarkt/Soziale Sicherung, Kinder/Jugend/Familie und Pflege und Gesundheit). 15 Minuten hautnaher Austausch mit Verbandsvertreterinnen und –vertretern sowie Bürgerinnen und Bürgern. Dann ging’s weiter zum nächsten Tisch. Keine einfache Sache.

Mit rund 80 Personen wurde es eng und laut im „Navi“. Dennoch: „Ich hab’s genossen“, befand Matthias Koch (Die Grünen). Er habe viel Input für seine Arbeit erhalten. Bund und Länder müssten enger zusammenarbeiten und transparenter auftreten. Viele Menschen seien sich nicht über die Aufgabenverteilung im Klaren“, sagte Nezahat Baradari im Abschluss-Statement. Ralf Schwarzkopf (CDU) fasste zusammen: „Wir gehen in das dritte Jahr der Rezession. Das wird uns noch mehr zwingen, Prioritäten zu setzen.“ Viele Wünsche könnten eben nicht erfüllt und auch gute Konzepte nicht umgesetzt werden. Für das Thema Migration müssten Lösungen aus der Mitte der Gesellschaft gefunden werden. Außerdem empfahl er „rhetorisch ein wenig abzurüsten“.
Katrin Helling-Plahr (FDP-Bundestagskandidatin aus Hagen) will die Wirtschaft wieder auf Touren bringen, weil „wir mehr Geld im System brauchen“. In Sachen Migration müssten rechtsstaatliche Grundsätze gelten, Aber: „Jeder braucht seine Chance“. Sie werde vor allem das Thema Kinder- und Jugendförderung mit nach Berlin nehmen.
Auch Otto Ersching (Die Linke) sprach von einem „klasse Format“. Angesichts der aktuell schwierigen Lage sei auch die Kommunalpolitik massiv gefordert. Sie müsse sich etwas einfallen lassen, um die Zukunft der Region zu sichern.
Gast der Veranstaltung war auch der Lüdenscheider Axel Turk als Bundestagskandidat der Partei „Stimme für Volksentscheide“. Er war zwar nicht offiziell eingeladen, mischte sich aber unter das Publikum. Stefan Hesse, Sprecher des Bündnisses für Demokratie, bat um Verständnis, dass nicht alle Kandidaten demokratischer Parteien eingeladen worden seien. „Das ganze Spektrum konnten wir bei dieser Veranstaltung nicht abbilden.“ Die AfD sei allerdings bewusst nicht eingeladen worden. „Wir wollen einen Gegenpol zu antidemokratischen Tendenzen setzten“, hatte er zu Beginn der Veranstaltung betont.
Als Mahnung an die Politikerinnen und Politiker wurden „Würdetäfelchen“ verteilt, die an den Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“, erinnern soll.
Später verabschiedete Stefan Hesse das Publikum mit den Worten: „Bleiben Sie streitbar und in der demokratischen Mitte.“