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Kurdischer Künstler schenkt der Diakonie ein Paul-Gerhardt-Porträt

18.6.2023

Bei der Vernissage schenkte Erdal Çiftçi Diakonie-Geschäftsführerin Iris Jänicke das großformatige Paul-Gerhardt-Porträt. Foto: Wolfgang Teipel
Bei der Vernissage schenkte Erdal Çiftçi Diakonie-Geschäftsführerin Iris Jänicke das großformatige Paul-Gerhardt-Porträt. Foto: Wolfgang Teipel

Plettenberg. Selahattin Demirtaş und Tahir Elçi Demirtaş – der kurdische Maler Erdal Çiftçi stellt sie in eine Reihe mit Paul Gerhardt und Martin Luther.  Für ihn sind der Politiker, der 2014 gegen Präsident Erdogan antrat und seit 2016 im Gefängnis sitzt und der kurdische Anwalt, der im November 2016 von Unbekannten ermordet wurde, Gesichter des Widerstands.

 

Ihre Porträts und weitere Gemälde sowie Karikaturen von Erdal Çiftçi sind noch bis zum 15. September im Plettenberger Paul-Gerhardt-Haus zu sehen. Die Ausstellung heißt „Resistenz – Resilienz: Gesichter des Widerstands“.

 

Rund 300 Besucherinnen und

Besucher fanden kaum Platz

 

Die Vernissage anlässlich der Ausstellungseröffnung am 15. Juni im Plettenberger Paul-Gerhardt-Haus wird in die Geschichte der Diakonie Lüdenscheid-Plettenberg eingehen. Zum einen schenkte der kurdische Künstler der Diakonie ein großformatiges Paul-Gerhardt-Porträt. Zum anderen war die Resonanz auf die Veranstaltung überwältigend: Gezählte 300 Besucherinnen und Besucher fanden kaum Platz im Saal des Paul-Gerhardt-Hauses. „Wir waren völlig überrascht. Damit hatten wir nicht gerechnet“, sagte Gudula Mueller-Töwe völlig verblüfft. Schließlich wurde die Schiebetür eines Nebenraums geöffnet. So konnte der Andrang bewältigt werden.

Erdal Çiftçi war vor der Veranstaltung sichtlich nervös. Er hatte vorsichtig mit über 50 Besucherinnen und Besuchern gerechnet. Am Ende war auch er sehr berührt.

 

Erdal Çiftçi malt

starke Persönlichkeiten

 

Der kurdische Künstler malt starke Persönlichkeiten, Menschen, die ihn auf seiner Flucht nach Deutschland beeindruckt haben und er zeichnet politische Karikaturen. Sie sind auch der Grund dafür, warum er seine Heimatstadt Diyarbakir verlassen hat. „Er ist der vor dem Regime in seinem Heimatland geflüchtet, weil für ungerechte Machthaber manche Kunst und Kultur gefährlich ist“, sagte Iris Jänicke anlässlich der Ausstellungseröffnung. Mit seinem Aufenthalt in Plettenberg verbinde Erdal Çiftçi nach eigener Aussage eine Phase seines Lebens, in der er Sicherheit und Angenommensein erfahren durfte, nicht zuletzt durch seine Zeit im Diakonischen Werk, stellte die Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Lüdenscheid-Plettenberg weiter fest.

„Als Teil der evangelischen Kirche sind wir wirklich beeindruckt, dass Erdal Çiftçi unter der Überschrift Resistenz – Resilienz eine gerade Linie zieht zu zwei Urvätern unseres Wirkens hier, nämlich dem besonders resistenten Reformator Martin Luther und dem Theologen und Liederkomponisten Paul Gerhardt“, sagte Iris Jänicke weiter. Beide Porträts sind Teil der Ausstellung.

 

Paul Gerhardt ein

Paradebeispiel für Resilienz

 

Paul Gerhardt ist für sie ein Paradebeispiel für Resilienz. Er lebte von 1607 bis 1670 und erfuhr unsägliches Leid durch Krieg, die Pest, den Tod seiner Kinder. „Aber er ließ sich nicht unterkriegen und komponierte wunderschöne Kirchenlieder, die in ihrer Schlichtheit und Gefühlswärme nahezu zu Volksliedern geworden sind. Diese Lieder gehen zu Herzen und geben Hoffnung, Mut zur Hoffnung.“

 

Auch Erdal Çiftçis Bilder sprächen von dieser Hoffnung, von dem Mut, für eine bessere Welt einzutreten.


Iris Jänicke dankte der Plettenberger Künstlerin Johanna Winkelgrund für die Arbeiten im Vorfeld und für die fachkundige Mithilfe bei der Organisation der Ausstellungseröffnung und den vielen Mitwirkenden für ihre Programmbeiträge.

Die Gesangsgruppe „Von Herz zu Herz“ mit Inna Kogan (Violine) hatte einen emotionalen Auftritt. Foto: Wolfgang Teipel
Die Gesangsgruppe „Von Herz zu Herz“ mit Inna Kogan (Violine) hatte einen emotionalen Auftritt. Foto: Wolfgang Teipel

Und ein besonderer Dank gebühre Gudula Mueller-Töwe, die
sich mit der ihr eigenen engagierten Zielstrebigkeit, mit Kraft und Fantasie für die Realisierung der Veranstaltung eingesetzt habe. Iris Jänicke: „Ihre Vision, dass Menschen, die zu uns geflüchtet sind, uns etwas geben können durch ihre Kunst, ja, dass es möglich sein muss, ein Forum zu schaffen, in dem sie uns ihre Kunst zeigen können, hat sich heute Abend erfüllt.“

 

Zahlreiche Mitwirkende

gestalteten das Programm

 

Zu den Mitwirkenden gehörten Wista Zarrinkouh (Klavier) Inna Kogan (Violine und Klavier), die ukrainische Gesanggruppe „Von Herz zu Herz“, Masih Parchami (mit Informationen zur Entwicklung im Iran), Larissa Yemilianko, (Domra) und Claudia Peiser-Jung (Klavier) sowie Martin Jung (Blockflöte) bei einem weiteren Stück.

 

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Übergabe eines großformatigen Paul-Gerhardt-Gemäldes von Erdal Çiftçi an Iris Jänicke. Das Geschenk bleibt im Besitz des Diakonischen Werkes. Die Gemälde und Karikaturen, die in der Ausstellung zu sehen sind, stehen zum Verkauf. Den Verkaufserlös und die Spenden, die bei der Vernissage zusammen gekommen sind, spendet Erdal Çiftçi der Diakonie für Kreativ-Angebote, an denen geflüchtete Kinder und Jugendliche teilnehmen können.

 

Gudula Mueller Töwe setzte mit einem starken Statement den Schlusspunkt unter die Veranstaltung. „Die Bilder sind Erdals Leben“, sagte sie. „Sie erzählen seine Geschichte und enthalten alle den Funken Hoffnung, den wir alle brauchen.“

 

Ausstellung  „Resistenz - Resilienz, Gesichter des Widerstands“ im Paul-Gerhardt-Haus, Bahnhofstraße 25-27, 58840 Plettenberg.

Die Ausstellung ist bis zum 15. September 2023 zu sehen.

Kontakt für Besucherinnen und Besucher: Gudula Mueller-Töwe, Telefon: 0173 7306911 oder 0177 3942852

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