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Armutsbekämpfung ist eine Pflicht für uns alle

19.2.2022

Iris Jänicke, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes. Foto: dw
Iris Jänicke, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes. Foto: dw

Liebe Leserinnen und Leser,

 

Die Corona-Krise hat die Armutsquote in Deutschland auf einen neuen Rekordwert getrieben. 13,4 Millionen Menschen in Deutschland leben in Armut. Am meisten betroffen sind Haushalte mit drei und mehr Kindern und Alleinerziehende. Vor wenigen Tagen haben 17 bundesweite Organisationen, darunter auch die Diakonie, einen offenen Brief an die Bundesregierung geschickt. Darin heißt es: Es kann nicht sein, dass ausgerechnet die Ärmsten wieder einmal auf der Strecke bleiben. Die Stromkosten gehen durch die Decke, viele Menschen können sich eine warme Wohnung nicht mehr leisten. Es ist allerhöchste Zeit armutspolitisch gegenzusteuern.

 

Das Phänomen der Armut ist nicht neu. Die Bibel erzählt unzählige Geschichten darüber. Sie erzählt diese Geschichten nicht neutral, sondern sie nimmt eine konsequente Haltung ein. Sie steht stets auf der Seite der Armen, der Hilfebedürftigen, der Benachteiligten. Kurz und knapp heißt es: „Es sollte allerdings überhaupt kein Armer unter euch sein“ (Dtn.15,4). Das ist mehr als deutlich. Die Bibel erzählt nichts davon, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied sein ist. Nichts von Sachzwängen. Nichts darüber, ob unschuldig in Not Geratene unterstützungswürdiger sind als solche, denen wir allzugern selber die Schuld an ihrer Misere geben. Der biblische Befund ist eindeutig: Armutsbekämpfung ist keine Option unter mehreren Auswahlmöglichkeiten, sie ist nicht ein Ruf an wenige „diakonische Profis", sondern eine Verpflichtung für uns alle – und für die Politik! 

 

Iris Jänicke

Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg

 

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