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Suchtberatung - wertvoll und wirksam!

11.11.2021

In der Suchtberatung verschaffen Frank Horstmann (r.) und Sabine Schneider sich zunächst einen Überblick, sie beraten, informieren, stabilisieren und motivieren die Hilfesuchenden. (Foto: DW)

PLETTENBERG + Am 10. November 2021 fand wieder der bundesweite Aktionstag Suchtberatung statt, diesmal mit dem Motto „Kommunal wertvoll!“, an dem sich auch die Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes Plettenberg beteiligte. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) plant und koordiniert den Aktionstag und sieht Suchtberatungsstellen vor Ort als eine unverzichtbare Hilfe für suchtgefährdete und abhängigkeitskranke Menschen und deren Angehörige. Damit leisten sie einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft und zur Daseinsvorsorge. Trotz dieser enormen Relevanz ist die Finanzierung vielerorts prekär. Auch die Suchtberatungsstelle Plettenberg wird noch durch einen nicht unerheblichen Teil aus Eigenmitteln des Ev. Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg finanziert.


Neben der mitunter schwierigen Finanzierung war und ist auch weiterhin die Arbeit der beiden Suchttherapeuten/innen Frank Horstmann und Sabine Schneider durch die Corona-Pandemie geprägt: „Mit einem angepassten Hygiene-Schutzkonzept ist es uns bislang möglich gewesen, das Angebot unserer Beratungsstelle aufrecht zu halten und die Hilfesuchenden vor Ort zu versorgen“, erklärt Schneider, die seit 1989 zunächst als Suchtberaterin, später dann auch als Suchttherapeutin für das Diakonische Werk tätig ist.
Lediglich die Erstkontakte finden weiterhin telefonisch statt. Interessierte erhalten dann aber zeitnah einen persönlichen Einzelgesprächstermin. In mehreren Einzelgesprächen, der sogenannten Klärungsphase, verschaffen sich die beiden Suchttherapeuten/innen einen Überblick der Problematik, beraten, informieren, stabilisieren und motivieren die Hilfesuchenden. „Ziel ist es, die Hilfesuchenden schließlich in das medizinische Hilfesystem, z.B. in die stationäre Entgiftung oder die medizinische Rehabilitation, überzuleiten“, erläutert Horstmann, der seit 1997 das Team komplettiert, „hierbei ist die vertrauensvolle und von Wertschätzung geprägte Zusammenarbeit der Grundstein für eine weiterführende und nachhaltige Versorgung unserer Klientel.“


Ist die Entscheidung für ein suchtmittelfreies Leben getroffen, erfolgt zunächst eine körperliche Entgiftung von den Suchtstoffen in einem (Fach-)Krankenhaus. Diese Behandlung dauert in der Regel ein bis drei Wochen, abhängig von der Schwere der körperlichen Suchtentwicklung. Erforderlich ist eine Einweisung durch den behandelnden Hausarzt, Kostenträger hierfür sind die Krankenkassen. Fachkrankenhäuser haben entsprechende Entgiftungsstationen, in denen bereits weitergehende Behandlungsangebote in Anspruch genommen werden können.
„Für die Hilfesuchenden ist es zunächst einmal wichtig herauszufinden, wie schwerwiegend ihre Sucht ist, ob sie zu Veränderungen bereit sind und sich auf diesem Wege suchttherapeutisch begleiten lassen wollen“, erläutert Schneider. Nicht nur das süchtige Verhalten gilt es dabei zu überwinden, sondern im weiteren Verlauf der Therapie die der Sucht zugrunde liegenden Probleme und psychischen Belastungen aufzudecken und zu bearbeiten.
„Dies kann in Fachkliniken erfolgen, wobei wir mit unterschiedlichen Suchtkliniken zusammenarbeiten und versuchen, für die Betroffenen eine passende Einrichtung zu finden, in der ihre spezielle Problematik sowie ihre individuellen Bedürfnisse Berücksichtigung finden“, merkt Horstmann an. „Es gibt Kliniken mit besonderen Angeboten, z.B. für Migranten/innen, Menschen mit Depressionen, Traumatisierungen oder weiteren Begleiterkrankungen“, ergänzt Schneider. Im Anschluss an eine stationäre Behandlung, die zwischen 8 und 22 Wochen dauern kann, erfolgt die weitere Betreuung in der Suchtberatungsstelle in Form von Nachsorge oder ambulanter Weiterbehandlung.


Alternativ zur stationären Therapie, bietet die Suchtberatungsstelle Plettenberg seit 2009 im Therapieverbund der ambulanten Rehabilitation für Suchtkranke im Märkischen Kreis (ARS-MK) auch die Möglichkeit einer ambulanten Therapie vor Ort an. „Diese kommt für Menschen in Frage, die nach einer Entgiftung stabil in ihrer Abstinenz sind, ein hinreichend unterstützendes soziales Umfeld haben sowie motiviert sind, regelmäßig ihre Termine wahrzunehmen und aktiv an ihren Zielen zu arbeiten“, erklärt Horstmann. Die ambulante Rehabilitation umfasst wöchentliche Einzel- und Gruppentherapiegespräche und dauert 6 bis 12 Monate, bei Bedarf auch bis zu 18 Monaten. Die Patienten/innen verbleiben während der Maßnahme in ihrem häuslichen Umfeld, wobei sie ihren Alltagsverpflichtungen wie z.B. Berufstätigkeit oder Kinderbetreuung nachgehen können. In der Therapie Erarbeitetes kann dabei unmittelbar im Alltag erprobt, überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden, wobei dieser Prozess suchttherapeutisch unterstützt und begleitet wird.

In Zeiten der Corona-Pandemie bittet die Suchtberatungsstelle zunächst um eine telefonische Kontaktaufnahme (Rufnummer: 02391-954020). Danach erfolgen bei Bedarf persönliche Beratungsgespräche unter Berücksichtigung des aktuellen Hygiene-Schutzkonzeptes in der Bahnhofstr. 25 in Plettenberg (Paul-Gerhard-Haus). Die Angebote der Suchtberatungsstelle unterliegen den Grundsätzen von Diskretion und Verschwiegenheit und sind für Hilfesuchende kostenlos. ©dw

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