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Tiefes Mitgefühl ist der Motor für Erdal Çiftçis Kunst

20.9.2023

Iranische Lieder: Wista Zarrinakouh begleitete Maryam Molaei und Mostafa Salehi am Klavier. Foto: Wolfgang Teipel
Iranische Lieder: Wista Zarrinakouh begleitete Maryam Molaei und Mostafa Salehi am Klavier. Foto: Wolfgang Teipel

Plettenberg. Würdevoller Abschluss einer beeindruckenden Bilderschau: Am 17. September endete die Ausstellung „Resistenz – Resilienz, Gesichter des Widerstands“ mit Gemälden und Karikaturen des kurdischen Künstlers Erdal Çiftçi. Der erste Teil der Finissage im Paul-Gerhardt-Haus war der Kunst Erdal Çiftçis gewidmet. Im zweiten Teil wurde mit Gedichten und Musik Mahsa Amini gedacht. Sie ist die junge Frau, die vor einem Jahr von der iranischen Religionspolizei getötet wurde, weil sie angeblich ihr Kopftuch nicht korrekt getragen hatte.

Gudula Mueller-Töwe (links) sprach mit Erdal Ciftci über seine Kunst (rechts eine Übersetzerin). Foto: Wolfgang Teipel
Gudula Mueller-Töwe (links) sprach mit Erdal Ciftci über seine Kunst (rechts eine Übersetzerin). Foto: Wolfgang Teipel

Die Hommage an die junge Frau passt zu den Werken von Erdal Çiftçi. Er malt starke Persönlichkeiten und greift Widerstand gegen Unterdrückung auf. Erdal Çiftçi ist ein durch und durch politischer Künstler. Sein Werk sei eine komplizierte Verschmelzung von surrealistischer Ästhetik, tief verwurzelten politischen Themen und einer persönlichen Erzählung, die Grenzen überschreitet. Die Bilder und Karikaturen reflektierten nicht nur Erdals eigene Erfahrungen, sondern auch die turbulente Geschichte des kurdischen Volkes. Durch seine Kunst liefert er kraftvolle Kommentare zu den Kämpfen von Flüchtlingen und unterdrückten Gemeinschaften. So sieht Parima Avani, aktuelle Stipendiatin der Werkstatt Plettenberg, das Schaffen Erdal Çiftçis. Sie hat sich intensiv mit der Ausstellung beschäftigt und einen ausführlichen Text verfasst.

 

Im Interview mit Gudula Mueller-Töwe, die die Ausstellung und die abschließende Veranstaltung organisiert hatte, bekannte Erdal Çiftçi, dass er mit allen Menschen fühle, die unterdrückt werden. Dieses Mitgefühl sei der Motor für seine Kunst.

 

Musikalisch untermalt wurde der erste Teil der Finissage von Martin Jung (Altblockflöte) sowie mit dem Lied „Zoya Zhuraka – Kraniche“, gesungen und gespielt von Viktoria Limberg, Irina Melnykova und Inna Kogan. Dazu kam ein Auftritt des Sängers Andrey Nevin, der sich bei dem Song „Nur sie“ auf der Gitarre begleitete.

Das Ensemble "Von Herz zu Herz" sang ein ukrainisches Volkslied. Foto: Wolfgang Teipel
Das Ensemble "Von Herz zu Herz" sang ein ukrainisches Volkslied. Foto: Wolfgang Teipel

Später trug Gudula Mueller-Töwe Gedichte von Masha Kaleko vor. Darin schildert die jüdische Migrantin, die vor den Nazis flüchten musste, eindringlich ihre Gefühlswelt im Exil.

 

In einem Podiumsgespräch berichteten zwei aus dem Iran Geflüchtete, dass sie aus Sorge um ihr Leben ihre Heimat verlassen haben. So lange das Mullah-Regime an der Macht sei, könnten sie nicht in den Iran zurückkehren, erklärten sie.

 

Mit drei Liedern aus dem Iran, vorgetragen von Wista Zarrinakouh (Klavier), Masih Parchimi (Tombak) und Maryam Molaei sowie Mostafa Sahlehi und Gesang des Ensembles „Von Herz zu Herz“ klang die Finissage aus.

 

Für 2024 äußerte Gudula Mueller-Töwe ihren Wunsch, ein weiteres Projekt durchzuführen. Es stehe unter dem Arbeitstitel „Ortswechsel“. Dabei würden Künstlerinnen und Künstler, die ihre Heimat aus den verschiedensten Gründen verlassen haben oder verlassen mussten gemeinsam mit heimischen Künstlern ausstellen. Das Projekt solle zeigen, wie Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenkommen können und so das kulturelle Leben in Plettenberg bereichern. Auch Erdal Çiftçi möchte wieder dabei sein.

 

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