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Erdal Çiftçi malt starke Persönlichkeiten
8.6.2023
„Immer stark bleiben“ – dieses Lebensmotto hat sich der kurdische Künstler Erdal Çiftçi selbst auf die Brust tätowiert. Es spiegelt sich auch in vielen Bildern des Kunstlehrers, Malers und Karikaturisten. Ein Teil seiner Arbeit ist ab 15. Juni bis 15. September im Plettenberger Paul-Gerhardt-Haus zu sehen. Das Diakonische Werk Lüdenscheid-Plettenberg lädt herzlich zur Vernissage anlässlich der Ausstellungseröffnung ein. Sie findet am Donnerstag, 15. Juni, um 18 Uhr in den Räumen des Diakonischen Werkes an der Bahnhofstraße 25-27 statt.
Erdal Çiftçi musste selbst immer stark sein. Als Kurde gehörte er in der Türkei einer unterdrückten und politisch verfolgten Minderheit an. Schon im Alter von 16 Jahren verkaufte er Bilder, um zu überleben. Nachdem seine Heimatstadt Diyarbakir im Zuge der geänderten Kurdenpolitik des türkischen Staates stark zerstört worden war, kam er das erste Mal nach Deutschland. Später kehrte er in die Türkei zurück und musste feststellen: „Hier kann ich nicht leben.“ Er floh vor einem Regime, das auch kritische Meinungsäußerungen künstlerischer Art verfolgt.
Veröffentlichung nur unter
einem Pseudonym
Seine Bilder und Karikaturen konnte er nur unter einem Pseudonym veröffentlichen.
Seit etwas mehr als drei Jahren lebt er jetzt in Plettenberg. Hier fühlt er sich angenommen. Die Vier-Täler-Stadt und das Diakonische Werk wurden zu seiner Rettungsinsel. Erdal Çiftçi lernte Johanna Winkelgrund und Wilfried Brauckhardt von der Werkstatt Plettenberg kennen. Ein Foto des inzwischen verstorbenen Wilfried Brauckhardt hängt in seiner Küche. „Er war immer gut zu mir, wie ein Opa“, sagt Erdal Çiftçi. Auch das Diakonische Werk und die Menschen im Rathaus hätten ihm in allen erdenklichen Lebenslagen geholfen.
In seinem Integrationskurs im Paul-Gerhardt-Haus lernte er schließlich auch Gudula Mueller-Töwe vom Diakonischen Werk kennen. Im zweiten Lockdown während der Corona-Pandemie schickte er Gudula Mueller-Töwe, die damals für die Koordination der Integrationskurse zuständig war, eine Nachricht. Der Wortlaut: „Ich möchte der Diakonie für alles, was sie für mich getan hat, danken und habe deshalb Paul-Gerhardt gemalt.“
„So fing alles an“, erinnert sich Gudula Mueller-Töwe. Sie kannte Erdal Çiftçi als Karikaturisten. Jetzt erhielt sie auch einen Einblick in seine Arbeit als Maler und die Idee zur Ausstellung in Plettenberg entwickelte sich.
Erdal Çiftçi malt starke Menschen wie Martin Luther, Paul Gerhardt und andere historische Persönlichkeiten. Sie sind für ihn Gesichter des Widerstands ebenso wie der inhaftierte kurdische Politiker Selahattin Demirtas, die Frauen in Iran oder Menschen in der Ukraine.
Menschenrechtsverletzungen
wühlen den kurdischen Künstler auf
Menschenrechtsverletzungen wühlen den kurdischen Maler auf. So hat er ein ausdrucksstarkes Porträt von George Floyd gemalt, dem Mann, der im Mai 2020 in den USA von einem Polizisten brutal erstickt wurde.
Erdal Çiftçi ist aber nicht ohne Hoffnung. Immer wieder taucht in seinen Bildern der Himmel auf. „Das Zeichen für Luft und Freiheit“, sagt er.
In der Ausstellung mit dem Titel „Resistenz – Resilienz“ werden Selbstporträts zu sehen sein, die auf seiner Flucht entstanden sind. Es werden auch Bilder von Menschen gezeigt, die dem Maler Hoffnung machten.
Die ausgestellten Bilder und Zeichnungen sind bis zum 15. September zu sehen und stehen zum Verkauf. Den Erlös will Erdal Çiftçi der Flüchtlingsarbeit des Diakonischen Werkes Lüdenscheid-Plettenberg spenden. In der Einladung zur Ausstellung heißt es: „Die Besucherinnen und Besucher erwarten interessante Einblicke in die Bildwelten eines kurdischen Künstlers, den es zu entdecken lohnt. Die Ausstellungseröffnung wird die Performance geflüchteter und jetzt hier in Plettenberg ansässiger Kunstschaffender verschiedener Herkunftsländer bereichern. Für das leibliche Wohl ist mit einem internationalen Buffet ebenfalls gesorgt.“
Seinen Lebensunterhalt bestreitet der kurdische Maler, Karikaturist und Kunstlehrer inzwischen als Mitarbeiter eines Tattoo-Studios in Siegen.