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Im Frauencafé verstehen sich die Besucherinnen auch ohne Worte

19.3.2023

Bettina Lugk (2. von links) sprach mit den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Frauencafés. Foto: Wolfgang Teipel
Bettina Lugk (2. von links) sprach mit den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Frauencafés. Foto: Wolfgang Teipel

Plettenberg. Die sportliche Frau mit den langen blonden Haaren ist eine Fitnesstrainerin aus dem Iran. Olga, die 76-Jährige aus der Ukraine, war in ihrer Heimat Physiotherapeutin. Was haben beide Frauen gemeinsam? Sie besuchen freitags das Frauencafé im Jugendzentrum Alte Feuerwache. Olga kommt oft mit ihrem kleinen Enkel. Jeden Freitag sind die Räume für Frauen reserviert. Sie treffen sich hier seit Mai 2022 bei Kaffee, Tee, Kuchen und kleinen Snacks von 10 bis 12 Uhr. Für viele von ihnen bedeutet das eine kleine Auszeit vom oftmals anstrengenden Alltag. Sie kommen aus der Ukraine, dem Iran, Afghanistan, Eritrea und anderen Ländern der Welt – Emigrantinnen und Geflüchtete.

„Das sind fitte Frauen, die etwas erreichen wollen“, sagt Heike Schaefer, Leiterin der Freiwilligenzentrale der Diakonie Lüdenscheid-Plettenberg. „Aber sie brauchen Brückenbauer in unsere Gesellschaft.“ Die meisten von ihnen wünschen sich einen Arbeitsplatz, berichtete Heike Schaefer beim Besuch der SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Lugk.

Manchmal bringen die Frauen auch ihre kleinen Kinder mit. Foto: Wolfgang Teipel
Manchmal bringen die Frauen auch ihre kleinen Kinder mit. Foto: Wolfgang Teipel

Die Politikerin wollte sich vor Ort ein Bild verschaffen. Sie zeigte sich vom ehrenamtlichen und hauptamtlichen Engagement der Mitarbeiterinnen beeindruckt. Bettina Lugk hofft, dass möglichst viele Menschen vom sogenannten Chancen-Aufenthaltsrecht profitieren. Die am 1. Januar 2023 in Kraft getretene Regelung sieht vor, dass bisher geduldete Ausländerinnen und Ausländer unter bestimmten Voraussetzungen ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten.

Verena Knabe vom Frauencafé-Team ist das alles zu bürokratisch. „Die Frauen brauchen schnell Unterstützung.“ Das müsse doch möglich sein. „Schließlich haben wir Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel.“ Die Menschen müssten schneller eine Chance erhalten, sich auch in die Arbeitswelt zu integrieren. Verena Knabe wies die SPD-Politikerin darauf hin, dass das Interesse bei Plettenberger Arbeitgebern groß sei, Geflüchtete und Emigranten zu beschäftigen.

Ebenso schwierig sei die Integration von Kindern. „Wir müssen die Mädchen und Jungen stärker fördern“, fordert Heike Schaefer. „Einige von ihnen haben keinen Kindergarten gesehen, bevor sie eingeschult werden.“

Die Idee kam den Frauen hinter dem Café auf Initiative von Heike Schäfer (Leiterin der Freiwilligenzentrale der Diakonie Lüdenscheid-Plettenberg). Sie wollte ein Angebot gezielt für Frauen schaffen, die in der Vier-Täler-Stadt leben. Alter und Herkunft sollten dabei keine Rolle spielen. Im Jugendzentrum Alte Feuerwache fanden die Initiatorinnen einen geschützten Ort. So entstand auf niedrigschwelliger Ebene eine Möglichkeit für gute Gespräche – ohne Männer. Daraus ist ein regelrechter Selbstläufer geworden: Die Ehrenamtlichen und auch die Besucherinnen engagierten sich und schon bald standen und stehen diverse Nationen hinter dem Tresen oder bringen einen Kuchen mit zu „ihrem“ Frauencafé.

Seitens der Diakonie engagieren sich Heike Schaefer, Verena Knabe, Martina Sühwold und Gudula Mueller-Töwe für das Frauencafé. Für die Stadt Plettenberg, die die Räume zur Verfügung stellt, sind Frederike Panknin, Mareike Masuch, Theodora Lindner und Katja Gerecht aktiv.

Was wünschen sich die Initiatorinnen? Ganz klar: „Das mehr Plettenbergerinnen mal auf eine Tasse Kaffee vorbei kommen.“ Die Sprache ist dabei offenbar kein Problem: „Olga und ich, wir verstehen uns auch ohne Worte“, sagt Verena Knabe und nimmt die Ukrainerin in den Arm.

Auch für diese fünf Frauen aus der Ukraine ist das Frauencafé ein wichtiger Treffpunkt. Foto: Wolfgang Teipel
Auch für diese fünf Frauen aus der Ukraine ist das Frauencafé ein wichtiger Treffpunkt. Foto: Wolfgang Teipel

Erster Kleidertausch von Frauen für Frauen

 

Plettenberg. Die Bluse, der Rock oder das Kleid sind zu eng oder zu weit geworden oder die Farbe gefällt nicht mehr. Schon lange hängt das gute Stück im Kleiderschrank. Es könnte bald eine neue Interessentin finden.

Das Frauencafé im Jugendzentrum Alte Feuerwache lädt am Freitag, 24. März, zur Kleidertauschbörse ein – selbstverständlich nur für Frauen.

Wie kann man mitmachen? Das ist ganz einfach. Die Kleidungsstücke können 24. März ab 9 Uhr im Jugendzentrum abgegeben werden. Ab 10 Uhr können dann alle Frauen, die auf der Suche nach einem neuen Outfit sind, in aller Ruhe im Angebot stöbern und ihr neues Kleid, den neuen Mantel oder die neue Bluse mitnehmen.

Wichtig: Die Kleidertauschaktion im Frauencafé ist kostenfrei. Allerdings sollten alle Teilnehmerinnen darauf achten, dass nur gut erhaltene und saubere Kleidung angeboten wird.

Stücke, die zum Schluss übrig bleiben, werden ans Sozialzentrum „Allerlei – die Halle für alle“ der Freiwilligenzentrale abgegeben.

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