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50 Jahre Suchtberatung in Plettenberg

21.10.2022

v.l.n.r.: Iris Jänicke (Geschäftsführerin Diakonisches Werk Lüdenscheid-Plettenberg, Sabine Schneider und Frank Horstmann (Suchttherapeut/in der Suchtberatungsstelle Plettenberg). (Foto: dw)
v.l.n.r.: Iris Jänicke (Geschäftsführerin Diakonisches Werk Lüdenscheid-Plettenberg, Sabine Schneider und Frank Horstmann (Suchttherapeut/in der Suchtberatungsstelle Plettenberg). (Foto: dw)

PLETTENBERG + Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Lüdenscheid-Plettenberg, Iris Jänicke, gratuliert dem Fach-Team der Suchtberatungsstelle Plettenberg zum 50jährigen Jubiläum. „Von Seiten der Geschäftsführung und des Superintendenten, Herrn Dr. Christof Grote, danken wir unseren langjährigen Mitarbeitenden der Suchtberatungsstelle für ihren unermüdlichen Einsatz, ihre große Kompetenz, Hinwendung und Unverdrossenheit. Der Dank gilt aber auch den Hauptfinanzträgern, die über Jahrzehnte hinweg die finanzielle Absicherung der Arbeit gewährleistet haben“, sagt Jänicke, die damit den Märkischen Kreis und den Evangelischen Kirchenkreis meint.

 

Der heutige Evangelische Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg war bis 1959 der Kirchenkreis Lüdenscheid. In diesem gab es zwar eine Synodalstelle für Diakonie, aber so gut wie keine Fachdienste und auch keine stationären Einrichtungen, da der damalige Kreissynodalvorstand (KSV) beschlossen hatte, dass insbesondere die stationären Einrichtung durch überregionale Träger übernommen werden sollten.

 

1959 teilte sich auf Wunsch der Landeskirche der damalige Kirchenkreis Lüdenscheid auf. Es entstanden der relativ große Kirchenkreis Lüdenscheid und der kleinere Kirchenkreis Plettenberg, zu dem auch ein großes Diaspora-Gebiet im Kreis Olpe gehörte. Im neuen Kirchenkreis Plettenberg wurde erst spät eine Synodaldienststelle für Diakonie errichtet, aber auch weitgehend ohne entsprechende Fachdienste. Die im Altkirchenkreis Lüdenscheid traditionelle Beschränkung der diakonischen Arbeit auf die ambulanten sozialen Dienste wurde übernommen. In den Folgejahren errichtete der Kirchenkreis Lüdenscheid zunächst einige wenige Fachdienste im Bereich der offenen sozialen Arbeit, bevor Ende der 80er Jahre eine massive Entwicklung von Fachdiensten auch im Bereich des Kirchenkreises Plettenberg einsetzte. Entsprechend qualifiziertes Personal wurde eingestellt und entsprechend weiter qualifiziert. Mit der Fusion der Kirchenkreise Lüdenscheid und Plettenberg wurden am 31.08.2000 zwei etwa gleich große Diakonische Werke als Teil der verfassten Kirche im neuen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg zu einem Werk zusammengeführt.

 

1972 wurde die Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes in Plettenberg als erster sozialarbeiterischer Dienst eingerichtet und zunächst mit einem Laien besetzt. Anfang der 80er Jahre wurde sie dann mit entsprechend qualifiziertem Fachpersonal ausgestattet. Mitte der 80er Jahre arbeitete die Suchtberatungsstelle mit zwei Diplom-Sozialarbeitern/innen in Vollzeit sowie einer Teilzeit-Verwaltungskraft. Die Beratungsstelle wurde am 24. Oktober 1986 als Suchtberatungsstelle anerkannt und erhielt Landesmittelförderung. Die Fachkräfte wurden weiter qualifiziert und therapeutisch ausgebildet. Wo in den ersten Jahren die Vermittlung in Fachkliniken und die allgemeine Begleitung und Betreuung im Vordergrund stand, wurde nunmehr die Beratungs- und Therapietätigkeit ausgebaut, es wurden Gruppen installiert und die Nachsorge intensiviert. Im Vordergrund steht die Grundversorgung der suchtkranken Menschen und deren Angehörigen im Einzugsbereich. 1994 bezog das Diakonische Werk Plettenberg das neu gebaute Paul-Gerhard-Haus in der Bahnhofstrasse. Für die Suchtberatungsstelle wurden nun die Räumlichkeiten sehr verbessert, so dass insbesondere Gruppenangebote ausgeweitet werden konnten. Im Mai 2000 konnte die Suchtberatungsstelle innerhalb des Paul-Gerhard-Hauses noch einmal in großzügigere Räumlichkeiten umziehen.

 

1999 trat die Suchtvereinbarung Märkischer Kreis in Kraft. Sie regelt die Zuständigkeiten der einzelnen Suchtberatungsstellen vor Ort und bezuschusst deren Arbeit im Bereich der Grundversorgung. Seither ist die Suchtberatungsstelle Plettenberg alleine zuständig für die Versorgung im Bereich der so genannten „legalen Süchte“ in den Städten Plettenberg und Neuenrade. In Werdohl teilt sie ihre Zuständigkeit mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst.

 

Sabine Schneider, seit 1989 zunächst als Suchtberaterin, später auch als Suchttherapeutin im Diakonischen Werk tätig, schaut auf eine imposante Entwicklung und zunehmende Professionalisierung der Angebote zurück. „Der Beginn der ambulanten Rehabilitation im Verbund mit anderen Beratungsstellen im Jahr 2008, aber auch die Einführung eines Qualitätsmanagements mit der erstmaligen Zertifizierung als Diakonie Fachstelle Sucht im Jahr 2009, haben unsere Arbeit nachhaltig verändert“, berichtet sie. Das generelle Ziel der Suchthilfe bleibt dabei unverändert, den riskanten, schädlichen oder abhängigen Gebrauch von Suchtmitteln und Stoff ungebundenen Abhängigkeiten zu verhindern bzw. daraus resultierende Schäden nach bereits erfolgtem missbräuchlichem Konsum zu mindern. Doch die Mittel haben sich verändert, sie sind professioneller geworden. „Vor 50 Jahren begann die Suchthilfe in Plettenberg mit einem ehrenamtlichen Helfer, der eher seelsorgerlich als suchtberaterisch tätig war“, sagt Frank Horstmann, der seit 1997 das Team der Suchtberatungsstelle komplettiert, „heute bieten wir neben der Beratung, Vermittlung in stationäre Maßnahmen auch ambulante Suchttherapie an, die eine wirkungsvolle Unterstützung zu einem abstinenten Leben bietet und als solche mit Krankenkassen und Rentenversicherungen abgerechnet werden kann.“

 

Aber auch neuen Herausforderungen tritt die Suchtberatungsstelle offen entgegen. Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung und Nutzung entsprechender technischer Möglichkeiten wird sich auch die Beratung an sich verändern. Kontakte zwischen Hilfesuchenden und Beratenden werden zukünftig nicht nur klassisch durch Telefon oder das persönliche Gespräch, sondern zunehmend auch digital stattfinden können. „In Zeiten der sozialen Kontakteinschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie hatten wir für bestehende Klientel bereits Videoberatung über das Internet durchaus erfolgreich angeboten“, sagt Schneider, „dieses Angebot werden wir ab diesem Herbst ausbauen und professionalisieren, indem wir uns als Modellberatungsstelle für Nordrhein-Westfalen an der Digitalisierung der Suchthilfe auf einer bundesweiten Suchtberatungsplattform „DiGiSucht“ engagieren.“

 

Wichtig ist und bleibt, die Hilfesuchenden in ihren jeweiligen Bedürfnissen und Anliegen zu erreichen. In Zukunft erweitert um den digitalen Weg. Kernangebote bleiben jedoch die Beratung, Vermittlung und ambulante Rehabilitation suchtkranker Menschen, wobei der überwiegende Teil der Klientel alkohol-, ein geringer Teil von Haschisch und/oder Amphetaminen abhängig ist. Nicht nur die Mitarbeitenden der Suchtberatungsstelle und der Superintendent Dr. Grote, sondern auch Geschäftsführerin Jänicke tritt diesen Menschen sehr wertschätzend entgegen: „Unser Respekt gilt in erster Linie den Menschen, die mutig gegen ihre Sucht ankämpfen, dabei die Stärke entwickeln, Verzicht zu üben und ohne Zuhilfenahme von Suchtmitteln wieder aufs Leben zuzugehen. Sie finden bei uns nicht nur Verständnis, sondern auch wertvolle Unterstützung und Hilfe auf ihrem Weg aus der Sucht.“

 

Liegt bei Ihnen eine Suchterkrankung vor, fühlen Sie sich gefährdet oder haben Sie einen Angehörigen oder Freund, bei dem Sie eine entsprechende Auffälligkeit vermuten, dann nehmen Sie bitte telefonisch Kontakt zur Suchtberatungsstelle Plettenberg, Tel.: 02391 / 9540-20, auf. Persönliche Termine in der Suchtberatungsstelle erfolgen nach vorheriger Absprache unter den jeweils gültigen Corona-Hygienebestimmungen. ©dw

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