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Auch in der Pandemie: Nichts kann die Präsenzberatung ersetzen
21.10.2020
Steigender Beratungsbedarf bei gleichzeitig eingeschränkten Möglichkeiten – so haben Ionnis Mavroidopoulos, Ioannis Kirgiazis und Monika Kus die ersten Monate der Corona-Pandemie erlebt. Sie arbeiten an den Standorten Lüdenscheid, Plettenberg und Werdohl als BeraterInnen für erwachsene MigrantInnen. Träger der Beratungsstelle ist das Diakonische Werk des Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg.
„Wir haben am Anfang auf Zuversicht und Vertrauen gesetzt“, erinnert sich Ioannis Mavroidopoulos an die erste Phase des Lockdowns. Das hat sich ausgezahlt. Dennoch: Es war eine Zeit der Herausforderung. Zunächst kaum verlässliche Informationen, keine Desinfektionsmittel, Beratungsgespräche auf dem Flur, am Telefon oder auch bei Spaziergängen sowie Informationen für die Klienten per E-Mail. Zwei Wochen lang dauerte es, dann hatte sich die Lüdenscheider Dienststelle auf die neue Situation eingestellt.
„Für uns war immer klar: Nichts kann eine Präsenzberatung ersetzen“, sagt Ioannis Mavroidopoulos. Ein wenig Trost und Aufmunterung – das funktioniert per E-Mail eben nur sehr schlecht. „Aber so konnten wir immer den Kontakt halten.“ Für einige der Ratssuchenden war das besonders wichtig. „Sie hatten als Folge der Pandemie ihre Arbeitsplätze verloren und benötigten deshalb besondere Unterstützung“, berichtet Ioannis Mavroidopoulos. Viele finden sich aufgrund von Sprachproblemen im deutschen Behördendschungel kaum zurecht. „Für manche sind wir tatsächlich die einzige Tür zur Außenwelt“, schätzt Ioannis Kirgiazis.
Eine Tür war es schließlich auch, die den Beratern und Ratsuchenden den Weg in die neue Normalität öffnete. Die Migrationsberatung an der Frankenstraße arbeitet auf einer 280 Quadratmeter großen Etage mit mehreren anderen Diensten der Diakonie zusammen. Sie besitzt zwei Zugänge. In einen der Zugänge wurde ein Tisch gestellt, und um die Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligten zu gewährleisten, zusätzlich eine Plexiglasscheibe installiert. So wurde eine persönliche Kontaktaufnahme wieder möglich. Durch gezielte Terminvergabe konnten Begegnungen auf dem Flur vermieden werden. Um weiteren Platz zu schaffen, wurde ein Wartezimmer in einen Raum für Beratungen umgewandelt. Darüber hinaus wurde ein Infektionsschutzkonzept nach den Vorgaben des Bundesarbeitsministeriums entwickelt. Ab Mai kehrten dann die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der anderen Dienststellen stufenweise wieder an ihre Arbeitsplätze zurück.
„Der Beratungsbedarf ist nach wie vor sehr hoch“, betont Ioannis Mavroidopoulos. Die Integration erwachsener Zuwanderer (ab 27 Jahren) und ihrer Familien mit einem dauerhaften Aufenthaltsstatus sei längst nicht abgeschlossen. Er rechnet außerdem damit, dass auch als Folge der Corona-Pandemie insbesondere die Zahl der Ratsuchenden aus dem südosteuropäischen Raum in den nächsten Jahren weiter steigen werde.
Anlässlich des bundesweiten Aktionstages Migrationsberatung für Erwachsene wiesen Ioannis Mavroidopoulos, Ioannis Kirgiazis und Monika Kus darauf hin, dass die Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) in den 15 Jahren ihres Bestehens auch in der aktuellen Pandemie ihre Systemrelevanz unter Beweis gestellt habe. So sei die MBE für Unterstützungssuchende oft besser erreichbar gewesen als andere versorgungsrelevante Stellen, die aufgrund der Pandemie ihre Erreichbarkeit eingeschränkt hatten.
Schwerpunkte der Arbeit
- Individuelle Beratung und Förderung zu allen Fragen der Aufnahme und Integration
- Förderung des individuellen Integrationsprozesses mit der Methode des Case Managements
- Sozialpädagogische Begleitung der Teilnehmenden an Integrationskursen
- Gruppenangebote und Informationsveranstaltungen
Mitarbeit in kommunalen Netzwerken, migrationsspezifischen Gremien und Öffentlichkeitsarbeit - Unterstützung bei der interkulturellen Öffnung
Die MBE bietet:
Einzelfallberatung zu allen Anliegen des täglichen Lebens
Bedarfsorientierte Vermittlung in Integrationskurse
Hilfestellung bei aufenthaltsrechtlichen Fragen
Unterstützung im Umgang mit Behörden
Begleitung in beruflichen und wirtschaftlichen Fragen
Beratung bei persönlichen und familiären Anliegen
Vermittlung an andere soziale Dienste und Institutionen
Die Beratung ist kostenlos, wird vertraulich behandelt und ist in mehreren Sprachen möglich (englisch, griechisch und polnisch).