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Die Eltern sind das Buch, in dem die Kinder lesen
17.4.2019
Plettenberg. Eine Frage, die viele Eltern mit Migrationshintergrund beschäftigt: Was kann ich tun, damit es meinem Kind in Deutschland gut geht? Eigene Erfahrungen im Heimatland passen oft nicht zum Leben in Deutschland. Welche Werte können Mütter und Väter übernehmen? Wo sollen sie ihren Kindern im neuen Lebensumfeld Grenzen setzen? Wie sollen sie auf das Verhalten ihrer Kinder reagieren, die in einem völlig veränderten Umfeld aufwachsen?
Mit diesen Fragen befassten vor einigen Tagen Mütter und Väter aus so unterschiedlichen Herkunftsländern wie Syrien, Irak, Aserbaidschan, Afghanistan, Iran, Ruanda, Bangladesch und weiteren Nationen bei einem Eltern-Workshop im Paul-Gerhardt-Haus. Initiatoren waren der Jugendmigrationsdienst der AWO und Gudula Mueller-Töwe vom Diakonischen Werk. Sie ist Schulsozialarbeiterin und Koordinatorin für Integrationskurse. Der Workshop, an dem über 20 InteressentInnen teilnahmen, wurde von Hüseyin Yüksel vom Lüdenscheider Beraterteam „mylebenskraft“ geleitet. Yüksel ist Soziotherapeut und unter anderem auf die Vermittlung interkultureller Kompetenzen spezialisiert.
„Die veränderte Lebenssituation ist für viele Eltern nicht immer einfach zu meistern“, sagt Gudula Mueller-Töwe vom Diakonischen Werk. Das familiäre Kräfteverhältnis sei durch Heimat- und Arbeitslosigkeit und mangelnde Sprachkenntnisse oft verschoben. Dieses Problem sei insbesondere in den Alphabetisierungskursen zur Sprache gekommen. Ziel des Workshops sei es, Eltern bei der Bewältigung des schwierigen Alltags zu unterstützen.
Hüseyin Yüksel sprach mit den TeilnehmerInnen insbesondere über die Bedürfnisse von Kleinkindern in der ersten Lebensphase und über die Situation von Jugendlichen in der Pubertät. Liebe, Vertrauen, Anerkennung und Bindung seien bei der Erziehung von Kindern und Jugendlichen besonders wichtig. Aber auch Regeln und Grenzen sowie die Vorbildrolle der Eltern spielten eine große Rolle. Auf der Homepage von „mylebenskraft“ ist dazu ein passendes Zitat zu lesen. Es lautet: „Die Eltern sind das Buch, in dem die Kinder lesen“. Es stammt von Aurelius Augustinus, einem Kirchenlehrer und Philosophen aus der Zeit der Spätantike.
Im Rahmen des Workshops wurden auch die Dienste des Diakonischen Werkes im Paul-Gerhardt-Haus (Erziehungsberatung und Schulsozialarbeit) sowie der Jugendmigrationsdienst der AWO kurz vorgestellt. Gudula Mueller-Töwe hofft, dass es mit diesem Workshop nicht bei einem „One-Off“-Event bleibt, sondern durch das Angebot der Beratungsstellen eine gewisse Nachhaltigkeit gewährleistet ist.