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Beratungsstellen müssen Orte des Vertrauens sein
24.1.2019
Plettenberg. An das erste Jahr kann sich Ralf Meyer kaum noch erinnern. „Brauner Teppich und grüne Tapeten oder war es umgekehrt?“ Eins weiß der Leiter der Psychologischen Beratungsstelle des Diakonischen Werkes aber noch genau: „Drei Tage Sonne in den Häuserschluchten am Eschen.“ Das ist lange her. Heute arbeiten die Fachdienste in den hellen Räumen des Paul-Gerhardt-Hauses an der Bahnhofstraße. Der Start der Beratungsstelle mit drei Mitarbeitern am 1. April 1993 ist längst Geschichte. Am Mittwoch feierte die Beratungsstelle ihr 25-jähriges Jubiläum.
Damals wurde Ralf Meyer als „Mann für alle Fälle“ angekündigt. Im ersten Jahr bearbeitete er gerade mal 75 Fälle. Seitdem sind nicht nur die drei Arbeitsplätze ins Paul-Gerhardt-Haus umgezogen. Inzwischen kümmern sich neun Mitarbeitende um viele Beratungsfelder – von der Schwangerschaftsberatung über Erziehungsberatung, Schulberatung und Schulpsychologie, Ehe-, Familien- und Lebensberatung bis zu Scheidungsberatung und Mediation. „Rund 12.000 Anfragen, ungezählte Beratungsgespräche seit der Eröffnung, allein im Jahr 2018 785 angemeldete Beratungen“, zog Ralf Meyer im Pressegespräch vor der Feierstunde Bilanz.
Der Zuwachs speist sich allerdings nicht nur aus dem wachsenden Konfliktpotenzial in Familie und Gesellschaft. „Die Bereitschaft von Menschen professionellen Rat anzunehmen ist gestiegen“, stellte Iris Jänicke, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes, fest.
Beratungsstellenleiter Ralf Meyer präsentiert das Jubiläumsgeschenk von Diakonie-Geschäftsführerin Iris Jänicke: Das Team freut sich über einen neuen Moderationskoffer für Vorträge und Workshops. Foto: Wolfgang Teipel
Menschen in schwierigen Situationen begleiten, sie mit Rat und Tat zu stützen, sie mit ihren Fragen und Problemen nicht allein zu lassen – das sind die Ziele der hochqualifizierten Fachkräfte. Sie selbst werden in ihrer Arbeit vom Kirchenkreis sowie den Städten Plettenberg und Werdohl finanziell unterstützt. Dafür nimmt die Beratungsstelle den Kommunen Arbeit ab, die diese selbst so kaum leisten könnten.
„Die Stadt hat vor 25 Jahren ihren Gestaltungsspielraum genutzt und mit dem Diakonischen Werk einen Partner gefunden“, blickte Bürgermeister Ulrich Schulte am Mittwoch zurück. Sein Fazit: „Es ist über die Jahre nach wie vor eine wunderbare Kooperation.“ Das Diakonische Werk übernehme eine wichtige soziale Verantwortung in der Region.
Superintendent Klaus Majoress bestätigte die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Diakonischem Werk. Er hatte damals, als Gemeindepfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Plettenberg das Paul-Gerhardt-Haus so geplant, dass Kirche und Diakonie unter einem Dach arbeiten konnten. So habe sich die Arbeit des Diakonischen Werkes in Trägerschaft des Kirchenkreises zum Ausdruck der Verbindung zwischen Kirche und Stadt entwickelt, sagte Klaus Majoress am Mittwoch.
Matthias Bartscher hielt den Fachvortrag bei der Jubiläumsveranstaltung. Foto: Wolfgang Teipel
Matthias Bartscher, Dipl.-Pädagoge aus Hamm, erinnerte in seinem Fachvortrag anlässlich des Jubiläums an die Grundregeln der Beratungsarbeit im Umfeld einer sich ständig verändernden Gesellschaft. Seine Ausführungen zum Thema „Bildungs- und Erziehungspartnerschaft? Wie Kooperation mit Eltern gelingen kann“ und die eingängige Präsentation seiner Thesen beeindruckten die Besucher der Festveranstaltung. Beratungsdienste müssten „Orte des Vertrauens“ sein, forderte Matthias Bartscher. Die Mitarbeiter müssten ihre eigenen Werte immer wieder überprüfen, Beziehungen zu den Ratsuchenden aufbauen und Lösungen gemeinsam mit ihnen erarbeiten und nicht vorgeben. „Die gute Zusammenarbeit mit Eltern ist elementar für unsere Gesellschaft“, stellte er fest. Sie übernähmen nach wie vor den Hauptanteil an Bildung und Erziehung ihrer Kinder. Dennoch dürften sie nicht allein gelassen werden. „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen“, heißt es konsequenter Weise auf den Haltungskarten, die Matthias Bartscher verteilte.
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